Immer mehr Studien belegen, dass Mobbing keine Randerscheinung ist. Über zehn Prozent der Erwerbstätigen wurden im Verlauf ihrer Karriere schon einmal Opfer von Mobbing. Schockierend ist die Tatsache, dass – schwankend je nach Studie – in zwischen 50 und 70 Prozent der Fälle ein Vorgesetzter in das Mobbing involviert ist. Das heißt, er duldet das Mobbing oder ist sogar aktiv daran beteiligt.
Unter Mobbing versteht man klassisch das systematische und andauernde Drangsalieren eines Mitarbeiters durch mehrere Kollegen. Dies kann durch abfällige Bemerkungen, durch Ausgrenzen und die Abwertung der erbrachten Leistung oder das Entziehen von Kompetenzen geschehen. Außerdem werden den Betroffenen häufig wichtige Informationen vorenthalten oder es werden Unwahrheiten über sie verbreitet. Ziel ist es meistens, das Opfer zur Kündigung zu bewegen und so aus dem Unternehmen zu ekeln. Mobbing ist eindeutig kein Kavaliersdelikt, sondern echter Psychoterror mit beträchtlichen Konsequenzen. Bei den Opfern führen diese Taten in vielen Fällen zu schwerwiegenden psychischen und physischen Folgeschäden wie Depressionen, Schlafstörungen bis hin zu Suizidtendenzen.
Doch auch betriebs- und volkswirtschaftlich sind die Folgen des Mobbing beträchtlich. Unter dem Mobbing leidet auch nicht nur das direkte Opfer. Wird in einem Betrieb gemobbt, spricht das für ein schlechtes Betriebsklima, das von Angst und Druck geprägt ist. Mobbing verhindert eine Atmosphäre, in welcher Mitarbeiter ihr volles Potential und ihre Kreativität entfalten können.
Laut Studien sind Frauen, junge Mitarbeiter unter 25 Jahren und ältere Mitarbeiter über 51 Jahre verstärkt betroffen. Auffällig ist ein gehäuftes Auftreten im sozialen Bereich und bei Banken und Versicherungen.
Die ohnehin schwierige Situation für ein Mobbing-Opfer spitzt sich beim Bossing extrem zu. Hier geschieht die Schikane auf Initiative des Vorgesetzten hin. Dieses Verhalten kann verschiedene Ursachen haben. Manchmal wird so versucht, einen älteren Mitarbeiter zur Kündigung zu bewegen, um Lohnkosten zu sparen und eine Abfindung zu vermeiden. So gibt es häufig Fälle, in denen einem Mitarbeiter Aufgaben und Verantwortung entzogen werden, um ihn „am langen Arm verhungern zu lassen“. Häufig tritt beim Bossing auch das Demütigen und Herabsetzen eines Mitarbeiters vor seinen Kollegen auf.
Oft ist Bossing ein Zeichen von ungesunden Strukturen in einem Unternehmen. Vorgesetzte mit schwachem Selbstvertrauen und mangelnder Führungskompetenz können sich durch einen engagierten Mitarbeiter bedroht fühlen und wollen den Untergeben mit ihrem Verhalten kaltstellen.
Für einen Untergebenen ist es besonders schwer, sich in dieser Situation zur Wehr zu setzen. Im schlimmsten Fall sind Täter und Ansprechpartner für solche Konflikte ein und dieselbe Person. Geht das Mobbing vom Vorgesetzten aus, kann das Opfer in den seltensten Fällen mit der Unterstützung seiner Kollegen rechnen. Aus Angst, selbst ins Visier zu geraten, schweigen viele zu den Vorfällen.
Mobbing und Bossing selbst sind (bisher) kein krimineller Tatbestand an sich. Jedoch können Handlungen im Rahmen des Mobbings oder Bossings eine Straftat darstellen. Dies können üble Nachrede oder Verleumdung sein, jedoch kann auch der Tatbestand der vernachlässigten Fürsorgepflicht vorliegen.
Bossing kann durch Detektivarbeit zur Anzeige gebracht werden
Leider ist eine Klage vor Gericht auf Grund von Mobbing und Bossing in den seltensten Fällen von Erfolg gekrönt. Von 1300 Klagen waren gerade einmal 5 Prozent erfolgreich. Dies liegt häufig daran, dass Mobbing von außen betrachtet manchmal schwer von ‚normalen‘ Konflikten am Arbeitsplatz zu unterscheiden ist. Häufig ist es auch schwierig, einen belastbaren Nachweis für das Mobbingverhalten vorzulegen. Hier kann die Arbeit eines Detektives von unschätzbarem Wert sein. Er wird als Außenstehender vor Gericht häufig als glaubwürdiger als der mutmaßliche Täter oder das Opfer angesehen. Außerdem kann ein Detektiv dank seiner Professionalität häufig besser als ein Laie einschätzen, welche Beweise vor Gericht wirklich verwertbar und belastbar sind.
Ansonsten raten Experten den von Mobbing oder Bossing betroffenen Personen, sich Unterstützung im persönlichen Umfeld zu suchen, da es sich um eine ausgesprochen belastende Situation handelt. Auch sollte ein Mobbing-Tagebuch geführt werden und das Verhalten des Mobbers sollte möglichst minutiös festgehalten werden. Entsprechende Beratungsstellen stellen hierzu sogar spezielle Fragebögen zur Verfügung.
Ein wichtiger Faktor ist es, möglichst schnell zu handeln, damit sich das Verhalten nicht einschleift und zur unerträglichen Belastung wird. Eine Studie aus dem Jahr 2001 ergab, dass fast ein Viertel der Mobbingfälle zwischen einem und zwei Jahren andauerten. Ein solches Verhalten sollte niemand so lange auf sich nehmen müssen. Wird bereits in der Anfangsphase reagiert und unter Umständen auch das direkte Gespräch zum Mobber gesucht, kann manchmal eine Eskalation verhindert werden. Betroffene sollten nicht zögern, sich schon bei den ersten Anzeichen von Mobbing oder Bossing professionelle Unterstützung durch einen speziellen Coach oder durch einen Detektiv an die Seite zu holen.